Wirklich? Muss das sein? Mir tun die Beine noch von vorgestern weh, dank diesen blöden Schuhen.
Und jetzt soll ich mir flüssiges Wachs über die Waden kippen? Das kann er nicht ernst meinen!
Empört legt sie ihr Handy beiseite und verdrängt die Aufgabe.
Sie lenkt sich mit anderen Tätigkeiten ab.
Nachdem ihre Wohnung aufgeräumt und die Wäsche gefaltet ist, bleibt ihr nichts anderes mehr übrig. Anette muss sich ihrer heutigen Aufgabe stellen.
Genervt kramt sie ein Teelicht aus dem Schrank und entzündet es mit einem Streichholz.
Sie wartet ein paar Minuten, bis sich genug Wachs verflüssigt hat und zieht ihre lockere Jogginghose hoch in die Kniekehle.
Bevor sie die kleine Kerze in die Hand nimmt, atmet sie tief durch und presst die Lippen fest aufeinander.
Ruckartig kippt sie das Wachs auf ihre Wade.
Anette kneift die Augen zusammen und boxt mit der Faust auf den Tisch.
„Fuck!“ flucht sie lautstark und blinzelt runter auf ihr Bein.
Nicht das Anspannen ihrer Wade, die noch immer an leichtem Muskelkater leidet, war das Schmerzhafte. Nein.
Das Wachs lief direkt runter an den Knöchel und wurde erst an der Achillessehne kalt genug, um auszuhärten.
Von dort fuhr ihr ein stechender Schmerz das Bein hoch und ließ sie zusammenzucken.
Ihr Herz rast. Der Adrenalinkick lässt ihr Gesicht rot anlaufen.
Sie stützt sich am Tisch ab und atmet lautstark aus.
„Scheiße, das sind höllische Schmerzen!“ jammert sie und stellt die Kerze wieder ab.
Es vergehen ein paar Minuten.
Anettes Herzschlag hat sich wieder beruhigt. Der Schmerz an ihrem Bein lässt allmählich nach.
Sie richtet sich auf und blickt auf die kleine Flamme vor ihr.
„Jetzt noch das andere Beine.“
Man merkt ihr die Abneigung an.
Sie greift zur Kerze, zögert aber, diese hochzuhalten.
Anette atmet tief über die Nase ein. Sie hält die Kerze über das andere Bein und zögert wieder.
„Ich will das nicht…“ jammert sie.
Wieder setzt dieser stechende, brennende Schmerz ein. Heftig zu Beginn. Doch diesmal lässt er schnell wieder nach.
Sie schielt mit einem Aug runter an ihre Wade und stellt fest, diesmal ist das Wachs schneller ausgehärtet und nicht so weit an ihr runtergelaufen.
Erleichtert atmet sie aus und bläst die Kerze aus.
Nachdem sie das kalte Wachs von ihrer Haut gekratzt hat, verschwindet sie unter der Dusche, lässt zuvor aber noch an ihrem Dom ihren Unmut über die Aufgabe aus.
Diesem schickt sie eine Sprachnachricht.
„Dieses verdammte Wachs! Wie ich dich für diese Strafe gerade hasse! Du kannst dir nicht vorstellen, wie scheiße weh das tut, wenn es dir über die Ferse läuft! Manchmal würde ich dich echt … argh!“
Ralf lauscht ihrer verärgerten Stimme und grinst zufrieden.