Mit gemischten Gefühlen steigt Anette ins Taxi ein und setzt sich zu ihrem Freund auf die Rückbank.
Er legt seine Hand auf ihr Knie und lächelt sie an: „Irgendwas betrübt dich?“
Sie lächelt verlegen, zuckt mit der Schulter und kämpft kurz mit einer Träne, dann antwortet sie: „Also, irgendwie würde ich ja gerne hier bei unseren Freunden bleiben und wieder mehr Zeit mit ihnen verbringen, aber andererseits freue ich mich auch schon tierisch auf unser nächstes Land…“
Ben kneift sie liebevoll am Bein und antwortet: „Verstehe ich. Mir geht es ähnlich, aber Japan wird super und die Vorfreude darauf auf das erneute nach Hause kommen, kann dir bzw. uns auch niemand nehmen.“
„Mhm.“ nickt Anette und meint: „Du hast Recht. So habe ich das noch gar nicht gesehen. Es ist keine Trauer, dass wir wieder fahren, es ist nur eine Vorfreude auf das erneute nach Hause kommen, welche nun beginnt.“
„Und wie rasch unser Heimweh und die Angst vor der Weltreise beim letzten Start verflogen war, wissen wir ja noch.“ scherzt Ben und lächelt seiner Freundin zu.
Sie lächelt zurück und nickt: „Ja, das hat keine zwei Tage gedauert, war ich mental abgeholt von den vielen Eindrücken… Oh Gott, das wird in Asien, speziell in Japan nochmal eine Spur intensiver … jetzt habe ich Angst.“
Er grinst: „Ach, die paar Pixel werden dich schon nicht stören.“
Anette braucht einen Moment, ehe sie seine Anspielung verstanden hat, schmunzelt dann und merkt, wie sie vor Scham errötet.
Der Taxifahrer wirft ebenfalls einen verstörten Blick in den Rückspiegel, doch Ben bleibt gelassen und wechselt mit einer Frage auf die Flugtickets gekonnt das Thema.
Während Anette auf ihrem Handy nach den Tickets sucht, lässt sie der Gedanke an die Situation nicht los: „Wie er immer so selbstsicher bleibt und es schafft, dass sich nicht er für die Aussage schämt, sondern allen anderen im Raum plötzlich unwohl wird… Ich wäre manchmal auch gerne so selbstsicher…“
Am Flughafen angekommen, haben die Beiden rasch eingecheckt und dann heißt es warten, bis das Boarding beginnt.
Während dieser Zeit merkt Ben, wie ihn die Müdigkeit überkommt und er immer wieder gähnen muss.
„Was ist denn nur los … sowas kenne ich gar nicht von mir.“ merkt er verwundert an.
Nachdem er kurz darauf erneut gähnt und immer müder wird, lenkt er sich mit einer Frage ab: „Du Schatz?“
„Hmm?“ murrt Anette, die von ihrem Handy aufsieht.
Ben lehnt sich an ihre Schulter und haucht ihr entgegen: „Sagt dir der Mile High Club etwas?“
Seine Freundin runzelt die Stirn: „Nein. Wo ist der?“
„Nicht Wo sondern Was… google mal…“ schmunzelt er frech.
Anette tippt die Worte in die Suchleiste, überfliegt den ersten Eintrag und grinst verlegen: „Dein voller Ernst?“
Ben nickt motiviert und strahlt über beide Ohren.
Im selben Moment wird zum Boarding für den Flug aufgerufen und die Beiden hüpfen von ihren Sitzplätzen auf.
Im Flieger angekommen rutscht Anette in ihren Sitz, lauscht den Anweisungen des Personals und schnallt sich an.
„Für die paar Minuten, die wir unterwegs sind … da dauert ja die Sicherheitseinweisung länger wie der Flug.“ scherzt sie leise in Bens Richtung und entlockt im ein Grinsen.
„Naja, sind ja doch auch zwei Stunden, bis wir dann in den Flieger nach Japan umsteigen.“ entgegnet er.
„Ja, und dann hören wir das alles nochmal.“ murrt Anette genervt.
Nachdem der Flieger endlich abgehoben ist, starrt sie durchgehend auf die Anzeige über ihrem Sitz. Sie lässt das rot-leuchtende Gurtsignal nicht mehr aus den Augen. Immer wieder denkt sie an die Worte von Ben.
Als das Signal endlich verschwindet, dreht sich Anette voller Vorfreude in seine Richtung und setzt zu den Worten: „Ben, bist du …“ an, verstummt aber direkt wieder. Ihr Freund hat bereits die Augen zu und atmet tief.
„Dein Ernst? … du setzt mir Flausen in den Kopf und dann pennst du einfach ein?“ murmelt sie kaum hörbar und lässt enttäuscht die Schultern sinken.
Nachdem der erste Anflug von Enttäuschung verflogen ist, sortiert sie ihre Gedanken neu: „Vielleicht auch gut so, nicht dass wir bei so einem Blödsinn erwischt werden oder noch schlimmer, uns der Flug gestrichen wird oder sowas in die Art… ne, dann nutze ich lieber die Zeit und mache auch die Augen zu für ein paar Minuten.“