Scheiße.
Fuck.
Mir tut alles weh.
Anette rafft sich auf und sitzt an der Bettkante.
Ihre Waden brennen, der Unterleib brennt und ihr Nacken ist verspannt.
Verdammt, Gestern war eine dumme Entscheidung.
Ich werde alt.
Sie reibt den Schlaf aus ihren Augen und streckt sich.
Lautstark kracht ihre Schulter und ein ziehender Schmerz geht vom Nacken aus, zieht sich runter in den Oberarm und lässt Anette aufstöhnen.
Ach du heilige Scheiße. Ich war doch nur Eislaufen? Wie kann man davon so kaputt sein?
Sie hievt sich auf und versucht irgendwie rechtzeitig ins Büro zu kommen.
Dort angekommen heißt Fiona sie fröhlich willkommen.
„Wie kann es dir so gut gehen?“
„Wie meinst du das?“
„Naja, mir tut alles weh, ich habe im ganzen Körper Muskelkater und bin vollkommen erledigt dank gestern.“ beschwert sich Anette und erntet einen vorwurfsvollen Blick.
„Du und Fertig? Von den paar Runden am Eis?“
„Mhm.“ nickt Anette.
„Tja, jetzt wirst du alt.“ neckt Fiona und lacht.
Eine halbe Stunde später, die ersten Mails sind abgearbeitet, Anette lehnt sich zurück und sieht rüber zu ihrer Kollegin.
„Hast du eine Minute?“
„Was gibt’s?“
„Mir geht das Thema mit den Kugeln nicht aus dem Kopf. Hast du die wirklich während der Arbeit in dir?“ hakt Anette nach.
Ihre Kollegin nickt.
„Klar, ist doch nichts dabei.“
„Jetzt gerade auch?“ neugierig sieht Anette zu Fiona.
Diese lässt sich Zeit mit der Antwort.
Fiona hört mit dem Tippen auf der Tastatur auf.
Sie legt die Handflächen locker auf dem Tisch ab und hebt den Kopf.
Ihr Blick kreuzt Anettes. Ihre Augenbrauen bewegen sich nach oben.
„Jetzt wäre der Zeitpunkt, an dem ich dich nachsehen lassen sollte.“
Stille.
Anette fällt die Kinnlade runter.
„Wa..Was?“ stammelt sie.
Ihre Kollegin unterbricht.
„Doch zu meinem Pech habe ich heute nichts in mir, daher ist mir ziemlich langweilig.“
„Oh.“ merkt Anette enttäuscht an.
„Muss dir nicht leidtun, umso besser wird meine Unterhaltung werden.“
Anette sieht sie verwirrt an.
„Ralf hat mir heute deine Aufgabe mitgeteilt, die ich dir jetzt verkünden darf und dann auch kontrollieren werde. Das wird ein Spaß.“
„Achja, Kacke. Ich habe heute noch keine Aufgabe von Ralf bekommen.“ schießt es Anette.
Währenddessen fährt Fiona fort: „Du wirst heute 2 Liter Wasser trinken bevor du nach Hause gehst, allerdings verbietet dir Ralf ab jetzt den eigenständigen Gang zur Toilette.“
„Wie?“
„Du hast schon richtig gehört. 2 Liter Wasser trinken. Keine Toilette.“
„Hä? Wie soll das gehen?“
„Jetzt lass mich doch ausreden!“ antwortet Fiona genervt und erhebt ihre Stimme.
„Du darfst zur Toilette, aber nur wenn du zuvor mein Okay bekommen hast. Das bedeutet, du musst mich um Erlaubnis fragen und ich entscheide dann, ob du gehen darfst oder ob du es zurückhalten wirst.“
Anette bleibt das Wort im Hals stecken.
Sie verarbeitet die Aufgabe und schüttelt entsetzt den Kopf.
„Du entscheidest?“
Fiona nickt und widmet sich wieder ihrem Bildschirm.
„Trinken, Süße. Trinken.“ erinnert sie Anette mit einem schadenfrohen Unterton und hämmert wieder in die Tasten.
Anette gibt sich der Aufgabe hin und steht auf, geht rüber in die Teeküche, füllt ihr Glas mit kaltem Wasser auf und setzt sich wieder an den Schreibtisch.
Sie nippt immer wieder daran, bis es nach einer halben Stunde leer ist.
Das Schauspiel wiederholt sich noch zwei weitere Male.
„Damit sind wir nun bei etwas mehr als einem Liter.“ bemerkt Fiona und grinst frech.
„Ja, und ich hab jetzt schon Bauchschmerzen. Hinzu kommt das ständige hin und herlaufen mit dem Muskelkater.“ beschwert sich Anette und lässt sich genervt in ihren Schreibtischstuhl fallen.
„Trinken, nicht jammern.“
Anette folgt der Anweisung und nippt erneut am Glas.
Mittlerweile macht sich ein unangenehmes Gefühl in ihrem Magen breit.
Sie spürt Druck auf der Blase und dieser Druck verstärkt das Brennen in ihrem Unterleib.
Die Schmerzen werden mit jedem Schluck schlimmer.
Mittlerweile ist sie bei rund 1.5 Litern und der Harndrang ist stark.
Anette wippt vor und zurück, überschlägt die Beine und hält eine Hand schützend vor den Bauch.
„Unangenehm?“ kichert Fiona.
„Mhm.“
Anette muss sich konzentrieren.
Am liebsten wäre sie schon vor einer halben Stunde zur Toilette gelaufen, doch das hätte Fiona sicher nicht zugelassen.
Es fehlt noch ein ganzes Glas Wasser, bis sie die 2 Liter in ihr hat.
„Ich platze gleich.“ jammert Anett und nippt erneut.
Fiona steht auf und kommt zu ihr rüber.
„Lass mich mal fühlen.“
Sie beugt sich vor und drückt Anette auf den Bauch.
Diese zieht lautstark Luft ein und blickt böse hoch zu ihrer Kollegin.
„Lass das!“
„Tuts weh?“ Fiona macht sich lustig und drückt ihr erneut auf den Bauch.
Anette krümmt sich vor Schmerz und wird panisch.
„Fuck, ich kanns nicht mehr halten!“
„Sicher?“
„Wirklich! Ich muss!“
Fiona wird der Ernst der Lage bewusst.
„Ab auf die Toilette, nicht dass du hier eine Sauerei anrichtest!“
Anette lässt sich das kein zweites Mal sagen.
Sie springt auf, schiebt den Sessel ruckartig nach hinten und stürmt zur Toilette.
Fiona schickt währenddessen ihrem Freund ein Update zur Situation.
Dieser nimmt die Information gelassen auf und antwortet Fiona per Whatsapp-Nachricht:
„Sie wird die Differenz mit Schlägen abarbeiten, kannst ihr gerne sagen.“
Erleichtert kommt Anette zurück ins Büro und entschuldigt sich.
„Tut mir leid, dass ich die Aufgabe nicht geschafft habe. Wie geht’s jetzt weiter?“
Fiona unterdrückt ein schadenfrohes Grinsen und antwortet trocken: „Das werden wir sehen, lass dich überraschen.“